Die Rauhnächte bezeichnen zwölf mythische Nächte. Das alte Jahr ist noch nicht zu Ende und das neue Jahr hat noch nicht begonnen. Die sogenannte „Zeit zwischen den Jahren“ ist eine ganz besondere. In den dunklen, leicht unheimlichen, klirrend kalten Winternächten bietet sich uns die Gelegenheit, nach Innen zu schauen, unser Gespür für das Wesentliche wiederzuentdecken, uns zu besinnen und die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. Die Rauhnächte sind die Zeit im Jahr, in der wir innehalten, zur Ruhe kommen, Vergangenes loslassen und uns auf das neue Jahr vorbereiten.
Es wird vermutet, dass der Brauch der Rauhnächte seinen Ursprung in historischen, kalendarischen Gegebenheiten hat. Ein Mondjahr, also ein Jahr aus zwölf Mondmonaten (Berechnung nach den Mondzyklen) umfasst 354 Tage. So besteht also, im Vergleich zum Sonnenjahr, welches 365 Tage umfasst, eine Differenz von elf Tagen – beziehungsweise zwölf Nächten. Dies sind die Rauhnächte, die Tage und Nächte „außerhalb der Zeit“.
Am 21. Dezember ist der dunkelste Tag des Jahres, die Wintersonnenwende. An diesem Tag feiern wir gleichzeitig die Rückkehr des Lichts, das nun langsam aber beständig die Tage wieder heller werden lässt. Zugleich läutet der 21.12 die dunkelste Zeit des Jahres ein. Im Christentum verlagerte man die Neugeburt des Lichts auf den 24. Dezember – die Geburt des Lichtbringers Jesus. So gibt es eine Variante an der die Rauhnächte in der Nacht vom 24. Auf den 25.12 beginnen. Die zwölf Nächte und 13 Tage vom Heiligen Abend bis hin zum Morgen des 6. Januar, Tag der heiligen drei Könige, werden als Rauhnächte bezeichnet. Einige beginnen die Rauhnächte bereits mit dem 21. Dezember und beenden sie dann dementsprechend früher. Du kannst hier so variieren, wie es für dich stimmig ist. Ich bevorzuge die erste Variante. Ich liebe Weihnachten und finde es einfach für mich stimmig an diesem wundervollen Abend bzw. in dieser Nacht die Rauhnächte zu beginnen.
Jede Rauhnacht entspricht einem Monat des kommenden Jahres. Die erste Rauhnacht beginnt also am Weihnachtsabend und steht symbolisch für den Monat Januar des kommenden Jahres. Die zweite Rauhnacht (vom 25. Auf den 26. Dezember) steht für den Februar usw. Die letzte Rauhnacht (Vom 5. Januar auf den 6. Januar) steht für den letzten Monat des kommenden Jahres, den Dezember.
Eigentlich benötigen die Rauhnächte keine Vorbereitung. Ihre Magie wird einfach da sein und erwartet dich bereits. Allerdings hilft mir die Vorbereitung mich noch besser auf diese Zeit des Rückzugs einzustimmen. Dazu zählt für mich das Aufräumen und Sortieren meines äußeren „Lebensraumes“. Dazu gehören die Wohnräume, der Arbeitsplatz und auch das Auto. Ich sortiere unnütze Dinge aus und nehme mir Zeit meinen Wohnraum zu dekorieren. Außerdem besorge ich Alles was ich für die Rituale benötige. Wenn im Außen dann alles „erledigt“ ist, kann ich mich noch besser den Innenräumen und damit meinen Lieblings-Ritualen widmen.
Im Folgenden möchte ich dir einige meiner Lieblings-Rituale vorstellen, die in dieser magischen Zeit eine große Wirkung für mich haben. Ich bin mir sicher, dass das ein oder andere Ritual dich ansprechen wird, ganz genau zum richtigen Zeitpunkt in dein Leben tritt und dich auf deinem Weg transformierend und positiv unterstützen wird.
Was du brauchst: Räuchermischung/Räucherware deiner Wahl, feuerfeste Schale, Sand, Räucherkohle
Es ist eine alte Tradition, in den Rauhnächten zu räuchern. Das Feuer gehört einfach zum Winter dazu. Seine reinigende Kraft unterstützt uns dabei alte Energien ziehen zu lassen und Platz für Neues zu schaffen. Lade beim Räuchern bewusst das Licht, Schutz und eine friedliche Atmosphäre in deine Räume ein. In Dankbarkeit kannst du nicht mehr Benötigtes in Liebe loslassen. Ich verwende zur Reinigung sehr gerne eine Mischung aus Fichtennadeln und Fichtenharzen. Mehr über das Räuchern findest du hier.
Was du brauchst: 12 Kerzen, ein schöner Platz (Altar)
Dekoriere einen Platz in deiner Wohnung nach Belieben. Du kannst Nadelhölzer, Zweige, Nüsse, Edelsteine usw. nach Belieben auswählen. Platziere dort 12 Kerzen (Teelichter oder Stabkerzen im Kerzenständer). Während der Rauhnächte gönnst du dir jeden Abend einen Moment Ruhe, widmest dich deinem „heiligen“ Ort und zündest jeden Abend eine Kerze an. Am Abend des 24. Dezember brennt ein einziges Licht. Am zweiten Abend entzündest du ein zweites Licht und so wird es von Tag zu Tag heller. Deine Lebensfreude und deine Zuversicht wachsen mit dem Licht. Du kannst jeder Kerze einen Monat widmen und/oder ein Gefühl/eine Qualität. Zum Beispiel kann der Januar für Zuversicht stehen, der Februar für Mut usw. Was immer du dir wünschst für dein neues Jahr, beginnt mit dem Entzünden deiner Kerzen.
Was du brauchst: Notizbuch, Stift, Tee, Kerze
Die Rauhnächte sind eine Zeit der Innenschau. So ist es sinnvoll, dass wir uns wichtige Fragen über unser Leben, unsere innere Ausrichtung und unsere Entwicklung stellen. Nimm dir Zeit, mache es dir ganz gemütlich, zünde eine Kerze an und bereite dir in voller Achtsamkeit einen leckeren Tee zu. Schalte alle elektronischen Geräte ab, nimm dir ein Notizbuch und einen Stift und beantworte folgende Fragen. Stichwörter, Zeichen – alles darf sein.
☽Was war mein schönstes Erlebnis in diesem Jahr?
☽ Was habe ich dazugelernt, welche Fähigkeiten und welches Wissen erworben, das ich vor einem Jahr noch nicht hatte?
☽ Was sind meine Aufgaben im neuen Jahr? in dieser Welt? Was sind meine Ziele?
☽ Wie kann ich mehr Licht in die Welt bringen?
☽ Was bewegt mich wirklich?
Was du brauchst: ein Blatt Papier, Stift, drei Kerzen, feuerfeste Schale, Feuerzeug
Dieses Ritual kann uns helfen zu verzeihen. Und wie wir alle wissen, ist das manchmal notwendig, denn es ist nicht alles „Licht und Liebe“ da draußen. Verzeihen ist für mich jedoch etwas völlig anderes als gutheißen. In erster Linie ist es ein Vorgang, ein Ritual nur für mich. Das Ritual des bewussten Vergebens befreit mich von negativen Energien und hilft mir in mein Vertrauen zurück zu finden. Dieses Ritual ist definitiv nicht einfach, vielleicht sogar die Königs-Disziplin, aber es lohnt sich. Durch Verzeihen und Vergeben machen wir uns selbst das größte Geschenk.
Ziehe dich zurück in einen sicheren Raum. Schreibe alle Namen der Personen, die dich in der letzten Zeit verletzt oder gekränkt haben auf das Blatt Papier. Notiere dabei auch die Art der Verletzung. Frage dich: „Was hat mich an dem jeweiligen Verhalten verletzt?“. Zünde die drei Kerzen an. Diese drei Kerzen stehen symbolisch für die Zukunft, die Vergangenheit und die Zukunft. Schließe die Augen und lasse diese Personen vor dein inneres Auge treten. Spreche nun vor jeder Person alles aus, was dich belastet. Und dann sage in Gedanken: „Ich verstehe, dass du damals so gehandelt hast, wie du handeln musstest, und ich verzeihe dir“. Gehe ganz in dieses Gefühl hinein, versuche Überzeugung zu etablieren – auch wenn es schwer fällt. Öffne deine Augen, zerreiße das Blatt in drei Teile und zünde jedes Teil an einer Kerze an. Damit löst du alle negativen Kräfte auf – in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Lasse das Papier zum Verbrennen in der feuerfesten Schale bis es gänzlich zu Asche geworden ist. Lege deine Hände auf deinen Herzraum und spüre in deine neu gewonnene Freiheit.
Was du brauchst: 13 kleine Zettel, Stift, Kästchen oder Beutel, Zeit nur für Dich am 23. oder 24. Dezember
Mein Lieblings-Ritual ist die Übung „13 Wünsche“. Ich habe es vor zwei Jahren das erste Mal ausprobiert und es hat tatsächlich immer funktioniert. Es ist eine einfache Übung, die Freude, Klarheit und Orientierung bringt. Suche dir einen ruhigen Raum, einen sicheren Platz an dem du dich wohl fühlst. Mache es dir ganz gemütlich, zünde eine Kerze und/oder ein Räucherstäbchen an. Höre dabei deine Lieblings-Musik, wenn du möchtest. Setzte dich bequem hin und lasse dir Zeit für Innenschau. Frage dich: „Was wünsche ich mir für das neue Jahr? Schreibe nun 13 Wünsche für das kommende Jahr auf die Zettelchen. Falte die Zettelchen und bewahre sie in einem kleinen Beutel oder in einem schönen Kästchen auf. Ab jetzt ziehst du in jeder Rauhnacht ein Zettelchen, schaust kurz auf deinen Wunsch und verbrennst dann das Zettelchen voller Vertrauen in das neue Jahr. Am 6. Januar, zum Ende der Rauhnächte, wirst du dann einen Zettel übrig haben. Mache es dir ganz gemütlich und entfalte diesen Zettel, fast zeremoniell, zum Beispiel bei Kakao und Kerzenschein. Das ist der Wunsch, um dessen Erfüllung du dich selbst kümmern darfst – mit Hingabe und mit Zuversicht.
Ich freue mich, dass ich dich durch diese zauberhafte Zeit begleiten darf. Ich hoffe, dass du durch die kleinen Rituale, diese magische Zeitqualität besonders intensiv erleben kannst. Ich wünsche mir, dass du die Rauhnächte als eine Zeit erlebst, die in dir Stärke, Perspektive, Lebensfreude und vor allem inneren Frieden für alles Kommende erwachsen lässt. Möge das kommende Jahr für dich magisch werden.
Deine Kim
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